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Projekt 2020

Berufliche Bildung unter erschwerten Bedingungen

Die Corona-Pandemie betraf nicht nur den Schul- und Arbeitsalltag von Millionen Menschen in Deutschland, auch für Auszubildende gab es plötzlich ganz neue Hürden. Insbesondere davon betroffen waren Menschen mit Behinderung, da sie zu den Risikogruppen gehören und zu ihrem Schutz äußerst strenge Hygienevorschriften galten. Doch die Mitarbeitenden in SOS-Hof Bockum haben dafür kreative und schnelle Lösungen gefunden.

Mitarbeiterin und eine Auszubildende

Mitarbeiterin Alexandra Pinior und eine Auszubildende.

Für sechs junge Menschen zwischen 18 und 21 Jahren, die in Bockum eine berufliche Ausbildung in den Bereichen Tischlerei, Hauswirtschaft, Landwirtschaft und Gärtnerei machen, bedeuteten die Corona-Auflagen zunächst eine Unterbrechung ihres beruflichen Lebensweges. Denn aufgrund der für Menschen mit Behinderungen besonders strengen Coronavorschriften durfte vor Ort kein Unterricht stattfinden. „Gerade vor dem Hintergrund ihrer eingeschränkten kognitiven Kompetenzen ist es für diesen Personenkreis wichtig, konstante, aber niedrigschwellige Aufgaben zu bearbeiten, um im Lernprozess zu bleiben. Außerdem war es von Bedeutung, mit ihrem Ausbildungsbetrieb in Verbindung zu bleiben, der ihnen ja zunächst nicht mehr zur Verfügung stand“, erklärt Christoph Thomann-Fuchs, zuständig für den Bereich Arbeit in SOS-Hof Bockum.

Mitarbeiterin Alexandra Pinior erstellte ein neues Konzept, mit dem die Ausbildung trotz bestehender Corona-Auflagen weiter gehen konnte. Eine Hürde bei der Umsetzung: Mehrere der Auszubildenden können praktisch weder lesen und schreiben noch rechnen. „Unter diesen Umständen eine zusätzliche Herausforderung, denn Alphabetisierung aus der Ferne ist deutlich schwieriger und bedarf zusätzlicher Arbeit“, weiß Pinior zu berichten. So wurden zu den einzelnen Ausbildungsmodulen Unterlagen zusammengestellt und diese fortlaufend an alle Teilnehmenden verschickt. Diese wurden sowohl analog als auch digital bearbeitet. Unter http://bbb-bock.blogspot.com/ richtete Pinior kurzerhand einen Blog ein, um dort Themen und Nachrichten über Internetlinks mit den Auszubildenden teilen zu können. 

Erst durch diese innovativen Maßnahmen vor Ort konnte der Ausbildungsbetrieb fortgesetzt werden – eine Voraussetzung dafür, dass die Bundesarbeitsagentur den Regelbetrieb weiter finanziert. Die zusätzlichen Kosten für die Umsetzung des Konzeptes wurden aber nicht von der Arbeitsagentur übernommen. An dessen Stelle sprang die SOS-Kinderdorf-Stiftung ein und beschloss, die gesamten zusätzlichen Kosten zu übernehmen, denn Bildung ist einer der Schwerpunkte der SOS-Kinderdorf-Stiftung und darf auch in Zeiten von Corona nicht zu kurz kommen. 

Die Erfahrungen haben gezeigt, dass das Konzept gut angenommen wurde und auch erfolgreich war – allerdings hing der individuelle Erfolg auch von der Motivation der einzelnen Teilnehmenden und von den Möglichkeiten der Eltern ab, sie dabei zu unterstützen. „Die Erkenntnisse werden die zukünftige Unterrichtsgestaltung positiv beeinflussen, denn die Teilnehmenden wurden nun systematisch an digitale Medien herangeführt und haben dabei auch ein Stück weit gelernt, sich selbst zu organisieren“, so das gemeinsame Fazit von Pinior und Thomann-Fuchs.