© SOS-Kinderdorf Pfalz
Vielen Kindern, die im SOS-Kinderdorf Pfalz aufgrund unterschiedlicher Gründe ein neues Zuhause finden, fällt das Lernen sehr schwer: Sie leiden unter Lernblockaden, haben eine Lese- und Rechtschreibschwäche oder Schwierigkeiten beim Rechnen. 2018 unterstützte die Hermann und Ina Hilzinger Stiftung diese Kinder und weitere Jungen und Mädchen im Einzugsgebiet der SOS-Kinderdorf Einrichtung durch das Bildungsprojekt „Lernen mit der Praxis der individuellen Entwicklungsförderung“. Mit speziellen Materialien wird es den Kindern hierbei ermöglicht, Lerninhalte selbstständig zu erkunden, wobei sie durch Förderschullehrerinnen und -lehrer und Montessori-Pädagoginnen und -Pädagogen unterstützt werden. Dank dieser Hilfe überwinden die Kinder ihre Lernschwierigkeiten und haben bessere Zukunftsperspektiven.
Der Weg, auf dem die Schwachen sich stärken ist der gleiche wie der, auf dem die Starken sich vervollkommnen!
Maria Montessori
Bennies Entwicklung mit Montessori
Bennie konnte sich durch den handelnden Umgang mit den unterschiedlichsten Entwicklungsmaterialien aus der vorbereiteten Umgebung nach Montessori „freiarbeiten“. Besonders die selbsttätige Arbeit an seinen Stärken hat das zunächst bis dahin oft eher negativ geprägtes Selbstbild in Bezug auf Lernen so verändert, dass er auch erfolgreicher an seinen Schwächen arbeiten konnte.
Konkret bedeutet dies, dass der Junge sich etwa nach der schon beschriebenen Arbeit mit der Hierarchie der Zahlen, bei der er sich die Bedeutung der Stellenwerte im Zahlenraum bis zur Million erarbeitete und die großen Zahlen lesen lernte, die Umsetzung des Gelernten mit dem „Schachbrett“ aneignete. Das „Schachbrett“ ist ein mathematisches Entwicklungsmaterial, mit dem man sich in differenzierten Schritten das Vorgehen bei der schriftlichen Multiplikation großer Zahlen mit mehrstelligem Multiplikator eigenständig erarbeiten kann.
Bei dieser Arbeit kombinierte er zunächst das bekannte Material im Sinne der Isolation der Schwierigkeit mit dem neuen Material.
Das Prinzip der „Isolation der Schwierigkeit“ führt in der Montessoripädagogik dazu, dass die Kinder das bereits Bekannte mit einem Teilaspekt des Neuen verbinden. Durch dieses „ vernetze“ Handeln können Lernblockaden vermieden und der jeweilige Lernerfolg gesteigert werden.
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Bennie kannte die Bedeutung der Farben, der grünen Würfel, der blauen Stangen, der roten Platten und konnte die Zahlen bis 10.000.000 lesen. Somit war es für ihn nicht „beängstigend“, sich selbstbewusst das Neue, nämlich die Wertigkeit der farbigen Felder des „Schachbrettes“ und in weiteren Schritten den Weg zum schriftlichen Multiplizieren großer Zahlen zu erarbeiten.
So „gestärkt“ stellte sich der Junge dann auch immer wieder seinen Problemen beim Erlernen der Schreibschrift. Aus ihm ist kein Schüler mit einer sehr guten Schrift geworden, aber jemand, der dennoch in Schreibschrift schreiben kann. Wichtig am Ende der Grundschulzeit war für ihn, dass er lernte, sein individuelles Ergebnis positiv anzunehmen.
Der Junge besucht jetzt mit Erfolg eine weiterführende Regelschule. Durch die veränderten und längeren Lernzeiten in seiner neuen Schule ist es ihm nicht mehr möglich, das Angebot „PiEf“ zu nutzen.