Klara Fukarek ist 29 Jahre alt. Sie hat ein Zuhause, das ihr gefällt, eine Arbeit, die ihr Spaß macht und Menschen, die sie mögen. Seit zwei Jahren hat sie auch einen Freund, mit dem sie sich trifft, wann immer die zwei Lust darauf haben. Was sich ganz normal anhört, ist im Falle von Klara etwas Besonderes: Die junge Frau ist von Geburt an geistig behindert. Als Kind war sie in speziellen Förderschulen, doch was danach tun? Ihre Mutter, Dr. Sabine Fukarek, machte sich auf die Suche nach einer passenden Einrichtung. Die Alleinerziehende arbeitet ganz in der Nähe, so hat sie den Aufbau der SOS-Dorfgemeinschaft Grimmen-Hohenwieden 1998 hautnah miterlebt – und wurde neugierig. Bei einem Kennenlerntermin stellte sie fest, dass diese Einrichtung ein unvergleichliches Konzept hat: Menschen mit Beeinträchtigung leben zusammen mit einem Hausbetreuerpaar in einer familienähnlichen Gemeinschaft, jeder hat sein eigenes Zimmer, jeder eine Arbeit, die seinen Möglichkeiten entspricht. So fiel die Entscheidung leicht, Sabine Fukarek der Abschied von ihrer Tochter jedoch schwer.
Ein neues Zuhause für Klara
Als Klara 18 Jahre alt wurde, zog sie um in ihr neues Zuhause. Sie freute sich darauf, weil Mutti nun „nicht mehr so herumnörgeln und zum Beispiel `beeil dich´ sagen könne“. Das Einleben im Wohnbereich fiel ihr nicht leicht. Denn natürlich war es eine große Umstellung. Klara begann in der Holzwerkstatt zu arbeiten, wechselte dann für eine Zeit in die Textilwerkstatt und ist nun wieder im Holzwerkbereich tätig. Derzeit hat sie ein neues Ziel vor Augen: Sie möchte gerne in der Küche tätig sein. Ein Praktikum wird ihr helfen, herauszufinden, ob ihr die Aufgaben dort tatsächlich gefallen. Klara freut sich darauf. In den mehr als zehn Jahren in der Dorfgemeinschaft hat sie sehr große Fortschritte gemacht, davon ist Sabine Fukarek überzeugt. Sie hat Persönlichkeitsqualitäten, allen voran Selbstbewusstsein, und zudem besondere Fähigkeiten bei der beruflichen Tätigkeit entwickelt. Dies ist der gezielten professionellen Förderung der SOS-Dorfgemeinschaft Grimmen-Hohenwieden und den Spezialisten dort zu verdanken.
Umzug nach fast 50 Jahren?
Seit einigen Jahren beschäftigt die Mutter von Klara ein großes Thema: Wenn Klara in Rente geht, ist die Dorfgemeinschaft fast 50 Jahre lang ihr Zuhause. Doch die Betreuung dort würde aufhören müssen, insbesondere wenn mehr Pflegebedarf entsteht. Die Einrichtung benötigte dafür andere Grundlagen und Finanzierungen. Neben Dr. Sabine Fukarek macht dies auch anderen Eltern von Dorfbewohnern Sorgen: Sie selbst können sich um ihre „Kinder“ zu diesem Zeitpunkt nicht mehr kümmern. Dass diese jedoch nach Jahrzehnten aus ihrem gewohnten Umfeld herausgerissen und in ein anderes Heim untergebracht werden, bricht ihnen das Herz. Mit Hilfe des Einrichtungsleiters haben deshalb einige Eltern 2009 eine Stiftung ins Leben gerufen.
Stiftung will Haus bauen und sucht Förderer
Die „Stiftung SOS-Dorfgemeinschaft Hohenwieden – Hilfe und Geborgenheit im Alter“ ist eine Treuhandstiftung unter dem Dach der SOS-Kinderdorf-Stiftung. Mit den Erträgen, die das Kapital jährlich erwirtschaftet, wollen die Eltern dauerhaft die Grundlagen finanzieren, dass auch die Rentner der SOS-Dorfgemeinschaft Grimmen-Hohenwieden weiterhin dort ein Zuhause haben. In den letzten Jahren konnten damit schon dringend benötigte Hilfsgeräte für die älteren Bewohner angeschafft werden, ob für das Badezimmer oder den Transport. Die Vision ist, ein eigenes Haus zu errichten und die älteren Bewohner dort – solange es der Betreuungs- und Pflegebedarf zulässt – mit der Zuwendung und Professionalität der SOS-Mitarbeiter betreut zu wissen. Der Herzenswunsch von Sabine Fukarek? Es mögen sich zahlreiche Menschen finden, die dieses Vorhaben unterstützen, sodass es Realität werden kann. Für Klara und viele andere Bewohner!